Als ich neun Jahre alt war begann ich mein erstes Abenteuer als Pokémon Trainer in Pokémon Blaue Edition. Ich erinnere mich noch heute an die Aufregung davor, in eine neue Welt einzutauchen. Verglichen mit den Welten heutiger Videospiele war die Welt des 1990er Rollenspiels für den Game Boy winzig. Also wie haben die Entwickler bei Game Freak das Abstecken des Rahmens umgesetzt, dass sich das Abenteuer dennoch so groß anfühlte?

In Pokémon Rote Edition und Pokémon Blaue Edition betritt man die Welt von Pokémon als leeres Blatt. Man beginnt in Alabastia und wird nach Vertania City geschickt, um ein Paket abzuholen. Die Stadt liegt auf der anderen Seite der Route 1. Man geht hin und wieder zurück. Nichts besonderes. Unterwegs lernt man die Grundlagen des Spiels: wie man sich durch die Welt bewegt und wie man mit seinen eigenen Pokémon gegen andere kämpft.

Dann zieht man los auf seine Mission alle acht Arenaleiter zu besiegen und alle 150 Pokémon zu fangen. Eine Arena befindet sich in Vertania City. Man war gerade erst dort. Aber wo befinden sich die anderen? Glücklicherweise kann man beim Nachbarhaus die Karte erhalten, nachdem man das Paket abgeliefert hat. Wenn man sie öffnet, blickt man auf eine Welt aus sieben Städten und einigen anderen Orten, die durch 25 Routen miteinander verbunden sind. Inzwischen weiß man, wie groß eine Stadt und eine Route sind, also begreift man sofort den Umfang des anstehenden Abenteuers. (Man könnte auch einen Blick in die Spielanleitung werfen, aber über den Niedergang von gedruckten Anleitungen werde ich in einem anderen Beitrag sprechen.)

Ein anderes gutes Beispiel für das Abstecken des Rahmens ist Lylat Wars (oder Star Fox 64 außerhalb Europas). Nachdem man den 1997 Weltraum-Shooter startet, wird einem das Lylat System angezeigt, aber man kann nichts auswählen. Wenn man A drückt, gibt es eine Explosion auf Corneria, dem ersten Planeten. Man erhält seine erste Einleitung von General Pepper und hebt ab zu seiner ersten Mission. Erst wenn man erfolgreich war, erhält man den Auftrag zum Planeten Venom zu fliegen und den bösen Andross zu besiegen. Zurück auf der Karte sieht man, dass man das ganze System durchqueren muss, um Venom zu erreichen. Und da der erste Wegpunkt Meteo ist, das direkt neben Corneria liegt, begreift man, dass man von einem Ort zum nächsten springen werden muss. Aber man hat bereits gelernt seinen Arwing zu steuern und das erste Level geschafft. Also ist man bereit los zu legen!

Ein Spiel, das beim Abstecken des Rahmens schlecht abschneidet, ist Tyranny. Das 2016er Rollenspiel präsentiert einem eine ausgezeichnet aussehende Karte einer Welt mit interessanten Hintergrundgeschichten und einer Gesellschaft, in der es heißt fressen oder gefressen werden. Im Laufe des Spiels erklimmt seinen Weg zu Macht. Doch gerade als man die Spitze seiner Provinz erreicht und denkt, dass man es nun mit der Welt aufnehmen kann, endet das Spiel. Die Karte, die man zu Beginn gesehen hat? Das ist alles, was man jemals sehen wird.

Während andere Rollenspiele 80 Stunden an Handlung anbieten oder mehr, ist Tyranny nach 20 Stunden fertig. Das ist immer noch eine beachtliche Menge an Inhalt. Aber das Spiel erklärt einem nie wirklich, dass das Erreichen der Spitze seiner eingemauerten Region das ultimative Ziel ist. Das ist noch seltsamer, wenn man bedenkt, dass man so viel Macht hauptsächlich sammelt, um zu überleben. Doch auf der anderen Seite der Mauer gibt es immer noch einen bösen Herrscher, der die Existenz des Spielers bedroht.

Wenn Ihr Eure Spieler mit dem Abstecken des Rahmens in Spannung versetzen möchtet, gebt Ihnen einen Einblick in den Spielablauf, der sie unterhalten wird, bevor Ihr den Umfang ihrer Reise enthüllt. Führt sie nicht mit falschen Hoffnungen für Größe in die Irre, die am Höhepunkt ihrer Errungenschaft zu Enttäuschung führen. Lasst sie sich stattdessen auf ihre ersten Schritte konzentrieren, bevor ihr den Fokus erweitert und den Rest des Aufstiegs aufdeckt – sei es ein epischer Berg oder ein fröhlicher Hügel.

Was sind Eure liebsten Erinnerungen an das Abstecken des Rahmens eines Abenteuers? Teilt Eure Erfahrungen! Ich freue mich darauf, sie in den Kommentaren unten zu lesen. In der Zwischenzeit muss ich zu einem neuen Abenteuer aufbrechen.

(Bild von S O C I A L . C U T auf Unsplash)