In unserer aktuellen Serie präsentieren wir Spiele, die wir tagelang spielen können. In Zeitvertreib im Städtebau blickten wir auf Städtebausimulationen. Heute lassen wir stressige Staus hinter uns und setzen die Segel. Was ist so besonders an Zeitvertreib auf Inseln in Echtzeitstrategiespielen?

Viele Echtzeitstrategiespiele wie Age of Empires überlassen uns ohne eine Erklärung ein Dorfzentrum oder ein vergleichbares Gebäude mitten im Nichts. 1996 haben die deutschen Entwickler von Blue Byte dem in Die Siedler II: Veni, Vidi, Vici Abhilfe geschaffen. Wir beginnen als eine Gruppe schiffbrüchiger Römer auf einer unerforschten Insel. Es ergibt nun Sinn, dass wir wenige Rohstoffe haben, unsere Umgebung nicht kennen und ganz von vorne anfangen müssen. Das Spiel kombiniert Echtzeitstrategie mit Städtebauspielen. Während wir die Siedlung ausbauen, müssen wir Straßen bauen und die Verteilung von Rohstoffen wie Nahrung und Eisen verwalten.

Es ist egal ob wir gegen andere Siedlungen antreten oder in einem freien Spiel ohne Gegner entspannen. Es ist befriedigend unser Dorf wachsen und gedeihen zu sehen, sogar ohne die aus Cities: Skylines bekannten Autos und Stromnetze. Die unkreativ benannten Nachfolger Die Siedler III und Die Siedler IV konzentrierten sich mehr auf die militärischen Aspekte des Spiels und entfernten sich von festgelegten Straßensystemen. Dennoch haben die liebenswerten Animationen immer noch einen besonderen Platz in meinem Herzen. Besonders liebe ich, wie die namensgebenden Siedler auf häufig frequentierten Wegen Trampelpfade im Gras hinterlassen.

Die österreichischen Entwickler Max Design betonten 1998 den Siedlungsteil und veröffentlichten Anno 1602: Erschaffung einer neuen Welt. Anstatt Schiffbruch zu erleiden, starten wir mit einem Schiff voller Nahrung und Baumaterialien in einem wilden Archipel. Wir finden eine hübsch aussehende Insel und gründen eine Kolonie. Es gibt zwar auch militärischen Konflikt, aber das Spiel konzentriert sich auf Handel und Wirtschaft.

Jede Kolonie beginnt mit armen Bauern, die nicht viel benötigen. Sie geben sich mit Fisch und Most zufrieden. Aber wenn wir höhere Steuern einnehmen wollen, müssen wir mehr Annehmlichkeiten wie Fleisch, Kleidung und Kirchen bieten, um die reicheren Bürger anzulocken. Wenn wir die noch reicheren Patrizier anlocken wollen, müssen wir ihnen solchen Luxus wie Badehäuser und Gewürze bieten. Über die Jahre spielten sich mehrere Nachfolger zu verschiedenen Zeiten ab, beginnend mit meinem Favoriten Anno 1404 bis hin zum futuristischen Anno 2205. (Amüsanter Fakt: die Quersumme beträgt immer 9.) Das Grundprinzip bleibt stets dasselbe und ist stets süchtig machend.

Eine andere Videospielserie konzentrierte lange Zeit seine Aufmerksamkeit auf eine einzelne Insel: Tropico. Seit dem Original aus 2001 haben verschiedene Entwicklerstudios in den USA, Bulgarien und Deutschland mehrere Episoden entwickelt. (Ich spüre eine deutsche Obsession tropische Inseln zu kolonisieren.) In jedem Tropico-Spiel nehmen wir die Rolle von El Presidente ein, dem absolut democratisch gewählten Diktator einer kleinen Bananenrepublik. Mit viel augenzwinkerndem Humor balancieren wir unsere diplomatischen Beziehungen zu den USA und der Sowjetunion während des Kalten Krieges, stellen die Forderungen unser geliebten Staatsbürger so wenig zufrieden wie nötig und kassieren auf unserem persönlichen schweizer Bankkonto so viel Geld wie möglich. Seit Tropico 5 können wir sogar die vollständige Geschichte unserer Inselnation ab seiner Geburt in Kolonialzeiten erleben.

Falls Ihr ein etwas anderes Städtebauspiel entwickeln möchtet, denkt über Zeitvertreib auf Inseln nach. Sie bieten ein angenehmes Klima und genügend Isolation, um etwas neues und ungewöhnliches auszuprobieren. In der weiten Wildnis fühlt es sich an, als würden wir nur die bebauten Teile des Landes kontrollieren. Aber wenn wir dieses Stück Land mit Meer umgeben, fühlt es sich an, als würden wir die gesamte Insel besitzen.

Was sind Eure liebsten Erfahrungen beim Zeitvertreib auf Inseln? Teilt sie in den Kommentaren unten! Ich freue mich darauf, sie zu lesen. In der Zwischenzeit entspanne ich in meinem Palast am Strand.

(Bild von Jailam Rashad auf Unsplash)